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Wenn Zecken stechen

13. Juni 2019 | Das Neueste, Gesundheit, Photo Gallery

Erster Sinsheimer Vortrag der GRN-Veranstaltungsreihe „Im Zentrum Gesundheit“ befasste sich mit Erkrankungen, Therapien und Präventionsmaßnahmen rund um Zeckenstiche

Dr. med. Thorsten Lenhard beantwortete nach seinem Vortrag zahlreiche Fragen seiner interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer. (Foto: GRN)

(zg) Seit mehr als 400 Millionen Jahren leben Zecken bereits auf der Erde und kommen in nahezu allen Klimaregionen vor. Hartnäckig halten sich Mythen über ihre Verhaltensweisen, von ihnen verursachte Krankheiten sowie über Vorbeuge- oder Therapiemaßnahmen. Der Odenwald gehört zu den Hochrisikogebieten, und der Wunsch nach kompetenter Aufklärung in der Region ist groß. Dr. med. Thorsten Lenhard, stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Neurologie an der GRN-Klinik Sinsheim, widmete sich diesem Thema am 4. Juni 2019 im Rahmen der Reihe „Im Zentrum: Gesundheit“ mit seinem Vortrag „Wenn Zecken stechen“.

Sieben Jahre kann eine Zecke ohne Nahrung auskommen. Keine gute Nachricht, denn Zecken übertragen mehr Krankheitserreger als jede andere Tiergruppe. Die durch Viren ausgelöste FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sowie die durch Bakterien verursachte Borreliose sind mit Abstand die bekanntesten. Die Infektionszahlen von FSME schwanken in Deutschland jährlich – 2018 erreichten sie einen Höhepunkt mit rund 600. Beeinflusst wird das Auftreten der FSME-Infektionen von Faktoren wie Wetter, Klima, Ökologie, Biologie und dem Verhalten der Menschen selbst. Unter den deutschen Bundesländern war die Infektionszahl zuletzt in Bayern am größten, dicht gefolgt von Baden-Württemberg. Dr. Lenhard: „Das Risiko für FSME besteht nicht mehr, wie es der Name vermuten lässt, erst ab dem Frühsommer, sondern seit vielen Jahren auch in den Wintermonaten.“

Hochrisikogebiet Odenwald

Der Odenwald gehört zu den Hochrisikogebieten für die FSME. Eine von Dr. Lenhard mit Unterstützung von Laienwissenschaftlern im Jahr 2013 durchgeführte Studie ergab, dass in dieser Region von 17.000 Zecken sieben Träger des in den Speicheldrüsen der Tiere befindlichen FSME-Virus waren. Eine eindeutige Eingrenzung der am stärksten betroffenen Gebiete sei leider nicht möglich, so Dr. Lenhard: „Es existieren vereinzelte Hot Spots, die so groß wie ein Fußballfeld sein können und auf denen sich alle FSME-positiven Zecken aufhalten. Daneben gibt es dann wieder vollkommen FSME-freie Gebiete.“

In 1,5 bis 3,6 Prozent der Fälle verläuft eine FSME-Infektion tödlich. Zu den Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf gehören Alter, männliches Geschlecht und Diabetes mellitus, die sogenannte Zuckerkrankheit. Typische Symptome sind im Anfangsstadium Fieber und Kopfschmerzen, die sich im weiteren Verlauf extrem verschlimmern können. Hinzu kommen – je nach Fall – Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit sowie Nackensteife, Bewusstseins- und Sprachstörungen. Auch junge Menschen können betroffen sein. „Bei dem Fall einer jungen Patientin aus der Region kam es im fortgeschrittenen Stadium zu einem fatalen Verlauf mit Ausbildung einer starken Hirnschwellung, die schließlich zum Hirntod führte“, so der Neurologe. Für FSME gibt es keine ursächliche Therapie, lediglich die Symptome können behandelt werden. Bei rund 15 bis 20 Prozent der infizierten Personen bleiben Behinderungen zurück, hauptsächlich Lähmungen, die verschiedene Körperregionen betreffen können. Wer allerdings eine FSME-Erkrankung durchgestanden hat, ist vor Neuinfektionen lebenslang geschützt.

Gute Heilungschancen bei Borreliose

Die Borreliose wird durch Bakterien übertragen, die im Darm der Zecke sitzen. Charakteristisch sind bei einer Infektion im Anfangsstadium die sogenannte Wanderröte – ein roter Fleck an der Einstichstelle, darum ein weißer und nochmals ein roter Hof, gutartige Lymphknotentumoren und bei Kindern Hirnhautentzündung. Im Folgestadium können Infektionen des Gehirns und der Nervenwurzeln, Herzmuskel- sowie Gelenkentzündungen auftreten. Auch kommt es in seltenen Fällen zu Entzündungen der Hirngefäße, die zu Schlaganfällen führen. Die Borreliose hat jedoch gute Heilungschancen. Dr. Lenhard: „Eine Antibiotikatherapie ist in den allermeisten Fällen erfolgreich.“ Eine Immunität nach einer Infektion wie bei der FSME besteht aber nicht. Grundsätzlich ist eine Neuinfektion durch einen erneuten Zeckenstich möglich.

Wie kann man sich schützen?

Wie kann man sich am besten vor Zeckenstichen schützen? Wichtig sind die richtige Kleidung mit dem richtigen Schuhwerk, Verwendung von Insektenschutzmitteln und das gegenseitige Absuchen nach einem Aufenthalt in der Natur. Bevor Zecken stechen, benötigen sie zwei bis drei Stunden, um eine für sie günstige Hautstelle zu finden. Wie entfernt man eine Zecke, wenn sie sich bereits festgesaugt hat? „Auf gar keinen Fall sollte man, wie häufig empfohlen, Öl oder Klebstoff verwenden. Die Zecken ersticken dadurch und geben ihre Erreger dann geballt ab“, warnte Dr. Lenhard. „Am besten eignen sich spezielle Zeckenzangen mit denen man das Tier möglichst hautnah greift und langsam herauszieht. Wenn der Kopf stecken bleibt, ist das kein Problem.“ Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt für Menschen in Risikogebieten eine FSME-Impfung, die nach der zweiten Immunisierung einen etwa 99-prozentigen Schutz bietet. Eine Zuhörerin fragte, ob ihre Enkel, wenn sie aus einer anderen Region zu Besuch kommen, auch geimpft sein sollten. „Auf jeden Fall! Letztendlich jeder, der als Tourist ein FSME-Risikogebiet bereist, sollte gemäß der RKI-Empfehlung geimpft sein“ lautete die Experten-Antwort. Ein Borreliose-Impfstoff ist derzeit noch nicht verfügbar, da die Erreger genetisch komplex sind und sich sehr schnell verändern.

Am Ende seines Vortrags gab der Neurologe noch einen Ausblick in die Zukunft. Demnach werden virale Infektionen wie das West-Nil-Fieber oder das Dengue-Fieber zukünftig mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Deutschland auftreten. Eine Entwicklung, die maßgeblich durch drei globale Effekte beeinflusst wird: durch den Klimawandel – der dafür sorgt, dass Überträger wie die Asiatische Tigermücke mittlerweile stabile Populationen beispielsweise in der Oberrheinebene bilden kann –, die zunehmende Bevölkerungsdichte sowie verstärkte Reiseaktivitäten, durch die neue Erreger in unsere Breitengrade gebracht werden.

Quelle: Stefanie Müller

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