Netto führt Gebühr für Obst- und Gemüsebeutel ein – Kunden reagieren mit Unverständnis
Wer bei Netto frisches Obst oder Gemüse einkauft, muss jetzt genau hinschauen: Die ehemals kostenlosen Plastikbeutel kosten ab sofort extra. Das sorgt für Kritik – auch wegen der Kennzeichnung.
Damit folgt das Unternehmen dem Trend im Lebensmitteleinzelhandel, den Einsatz von Einwegplastik weiter zu verringern – sorgt jedoch bei vielen Kunden für Irritationen.
Versteckte Zusatzkosten an der Kasse
Besonders ärgerlich: In vielen Filialen ist die neue Regelung für Kundinnen und Kunden nicht sofort ersichtlich. Ein Hinweis auf den Preis der sogenannten Knoten- oder Hemdchenbeutel fehlt häufig direkt an der Rollenhalterung. Stattdessen findet sich das Preisschild oftmals lediglich in der Nähe – etwa am Regal, was für Verwirrung sorgt. Oft wird die Zusatzgebühr erst beim Blick auf den Kassenbon bemerkt.
Verbraucherschützer bemängeln die mangelnde Transparenz und fordern eine klarere Kennzeichnung – idealerweise direkt an der Beutelrolle. In einzelnen Märkten wurde dies bereits umgesetzt, allerdings nicht einheitlich.
Nachhaltigkeit als Ziel
Die Gebühr auf die dünnen Beutel ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von Netto. Der Discounter möchte seine Kundschaft dazu motivieren, auf wiederverwendbare Tragelösungen wie Netze oder Stoffbeutel umzusteigen. Diese sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern schützen empfindliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse beim Transport oft besser als die herkömmlichen Plastiktüten.
Der Hintergrund: Trotz ihrer geringen Materialstärke – unter 0,015 Millimeter – verursachen die Einwegbeutel erheblichen Müll. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2021 rund 2,25 Milliarden dieser Tüten in Deutschland verbraucht. Das entspricht durchschnittlich 28 Tüten pro Kopf – bei einer Nutzungsdauer von oft nur wenigen Minuten.
Diskussion um den „Tütengroschen“
Umweltschutzorganisationen und Behörden fordern bereits seit Jahren eine flächendeckende Gebühr für Einwegbeutel im Obst- und Gemüsesegment. Im Verpackungsabfallbericht des Umweltbundesamts für das Jahr 2021 wurde der sogenannte „Tütengroschen“ ins Spiel gebracht – ein fester Betrag pro ausgegebener Tüte.
Eine gesetzliche Umsetzung blieb bislang aus. Kleinere Händler konnten entsprechende Vereinbarungen oft nicht mittragen. Größere Ketten wie Netto setzen die Idee jedoch zunehmend eigenständig um.
Ob sich die neue Regelung langfristig durchsetzt und das Einkaufsverhalten der Kundschaft verändert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Der Trend geht weg vom Einwegprodukt – hin zu mehr Verantwortung im Alltag.
Quelle: T-Online










