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„Das ist der Krieg: Eine schöne Einnahmequelle“

25. Oktober 2013 | Badische Landesbühne, Leitartikel, Photo Gallery

Mutter Courage und ihre Kinder

(sto) Unter dem Motto: „Was uns bewegt“ präsentiert Die Badische Landesbühne ihren neuen Spielplan 2013/2014, darunter auch Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“, am Mittwoch, dem 23.10.2013 um 19:30 in der Stadthalle Sinsheim. Besondere Feinheiten, die auf den ersten Blick kaum erkennbar sind, hat Regisseur Carsten Ramm in das Stück einfließen lassen.

Mutter Courage (Evelyn Nagel) trotzt dem Krieg und zieht mit ihren Kindern Kattrin (Kathrin Berg), Eilif (Philip Badi Blom) und Schweizerkas (Marian Funk) über die Schlachtfelder. Dabei betreibt sie ein höchst lukratives Geschäft: Sie verkauft all jene Dinge, die im Krieg schwer zu finden und rar verbreitet sind, zu Wucherpreisen. Selbstverständlich versucht sie dadurch, sich und ihre Kinder zu ernähren, doch erfreut sie sich an dem Krieg und dem, was dieser mit sich bringt. Mutter Courage ist nicht die Einzige, die von den Geschehnissen beeinflusst wird. Auch Yvette Pottier (Juliane Schwab) scheint vom Krieg gezeichnet zu sein. Eine Lagerhure, die sich so ihr Geld am Krieg verdient, jedoch aufgrund einer angeblichen Krankheit von den Soldaten gemieden wird. Der Koch (Stefan Holm), ihre große Liebe, die ihr der Krieg durch eine feindliche Belagerung brachte, hat sie einst verlassen. Der Feldprediger (René Laier) hat wiederum andere Sorgen. Für ihn ist dieser Krieg ein Glaubenskrieg mit der Gnade, in ihm zu fallen. Jedoch versteckt er sich aus Furcht vor den katholischen Truppen bei Mutter Courage.

Alle Kinder Mutter Courages fallen dem Krieg zum Opfer: Schweizerkas, der die Regimentskasse vor den Feinden verstecken will, wird geschnappt und hingerichtet. Eilif, der in Friedenszeiten eine Bauersfrau erschießt und wird ebenfalls liquidiert. Und schließlich auch Kattrin, die eine Stadt vor einem feindlichen Überfall warnt und die das Schicksal ihrer Brüder teilen muss. Trotz dieser Ereignisse macht Mutter Courage am Ende weiter mit ihrem Geschäft und denkt nicht an Friedenszeiten.

Evelyn Nagel spielt die Mutter Courage so hart und unnahbar, doch bringt sie auch etwas Menschliches in die Figur hinein, etwas nahezu Herzliches. Denn auch eine Mutter Courage sorgt sich um ihre Kinder und will sie eigentlich vor dem Krieg beschützen. Leider überwiegt immer der Geschäftssinn. Begleitet wurde das Stück durch die Musik von Paul Dessau, gespielt von Hennes Holz und Ensemble. Juliane Schwabe überzeugte in den Gesangspassagen des Stückes mit ihrer zarten und angenehm hohen Stimme. Eine Herausforderung ist die Rolle der stummen Kattrin, die Kathrin Berg mit Leichtigkeit bewältigt. Auch alle anderen Darsteller spielen ihre Rollen so passioniert und überzeugend, dass der Zuschauer förmlich in das Stück hineingezogen wird. Ein Genuss für Geist, Auge und Ohr, dem eine fast voll Stadthalle beiwohnen durfte. Nur wenige Plätze waren nicht belegt.

In dieser Spielzeit der Badischen Landesbühne will man sich mit den Dingen beschäftigen, die die Menschen beschäftigen, was das einzelne Individuum beschäftigt und was uns beschäftigen sollte. „Der Krieg hört nicht auf, er hat höchstens Pause.“ Demnach war und ist das Stück von großer Aktualität. Obwohl sich das Stück ursprünglich auf den Dreißigjährigen Krieg beziehen soll, findet man unter anderem auch Anspielungen auf den Zweiten Weltkrieg. Brecht selbst erlebte den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Grausamkeiten und dem Rassenhass. Diesem lässt er seine Mutter Courage mit ihren multinationalen Kindern trotzen. Viele weitere politische Bezüge der damaligen Zeit lässt Brecht einfließen.

Durch das ganze Stück zieht sich der rote Faden der Courage -des Mutes- und was jeder einzelne unter Courage versteht. Was verstehen wir unter mutig und couragiert? Unterscheidet sich der Mut in Friedens- und Kriegszeiten? „Wer heute noch Kinder in die Welt setzt, Papst und Kaiser duldet, der hat Courage.“ In was für einer Welt leben wir? Ein Stück mit viel Tiefgang, das den Zuschauer nachdenkend zurücklässt. Ein zweiter Besuch dieser Inszenierung lohnt sich auf jeden Fall.

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