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Möglichkeiten und Grenzen der Islamismusprävention

3. Februar 2015 | Das Neueste, Polizei

Ein erfolgreicher Präventionsansatz muss im Schwerpunkt bei den potenziellen Konsumenten islamistischer Propaganda ansetzen, mit dem Ziel, ihre Kompetenz zu stärken, mit extremistischen Angeboten im Internet, worüber verstärkt rekrutiert wird (und auch in anderen Medien) kritisch umzugehen, sie zu hinterfragen und somit einer möglichen Radikalisierung entgegenzuwirken.

Um im Gegenzug auch islamfeindlichen Wahrnehmungen vorzubeugen und vor dem Hintergrund einer insgesamt islamkritischen öffentlichen Stimmung liegt es nahe, dass sich Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Präventionsbeamte und alle, die einem bildungsnahen Umfeld arbeiten, über die Möglichkeiten, Grenzen und Risiken von Islamismusprävention bewusst sind und es im Einzelfall einschätzen können.

Das beginnt mit dem Wissen, dass Diskriminierungserfahrungen junger Muslime und daraus resultierende Prozesse der Entfremdung von Staat und Gesellschaft ein Motiv von Radikalisierung darstellen können.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Prävention von Islamismus .

1.Interkulturelle Kompetenz:

Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Präventionsbeamte sind in der Regel interkulturell kompetent und im Alltag daran gewöhnt, mit Muslimen und Jugendlichen umzugehen. Sie verfügen bereits über einschlägige Erfahrungen bzw. sind bereit, sich weitere Kenntnisse vertiefend anzueignen. Sie sind in besonderer Weise geeignet, um mit der jugendlichen Zielgruppe über diese Themen kritisch zu diskutieren und weltanschauliche Differenzen zu erkennen.

2.Vertrauensvolle Zusammenarbeit:

Kontaktbeamte der Polizei z.B. haben bereits ein Vertrauensverhältnis zu Muslimen oder islamischen Einrichtungen und können anlassunabhängig und im Zuge eines Dialogs auch passende Präventionsangebote machen. Dieses Vertrauensverhältnis ist eine gute Grundlage für jegliche Art der Prävention.

3.Kooperationspartner hinzuziehen:

Wenn sich Schulen und Jugendeinrichtungen oder auch islamische Einrichtungen an die Polizei wenden, kann diese aufgrund ihrer Erfahrungen entscheiden, ob die Präventionsbeamten selber mit ihrem Wissen zur Verfügung stehen können. Wenn nicht, verfügen die Beamten über ein Netzwerk von Partnern (z. Bsp. aus dem Bereich der politischen Bildung), die im jeweiligen Einzelfall unterstützen oder die Anfrage abnehmen können.

4.Gute Vorbereitung:

Präventionsbeamte sind an Schulen bereits durch andere Angebote bekannt und genießen demzufolge das Vertrauen und die Akzeptanz der Jugendlichen. Aus diesem Grund ist es leichter, an Schulen oder Jugendeinrichtungen mit Kooperationspartnern wie muslimischen Lehrkräften oder Vertretern muslimischer Einrichtungen/Migrantenorganisationen zu gehen (Prävention im

Team) und dort mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen. Dabei ist ein gewisses pädagogisches Wissen nötig, um dieses gezielt zu lenken.

5.Keine Belehrung aber Normverdeutlichung:

Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Polizeibeamte wollen die Jugendlichen keinesfalls über ihre Religion belehren bzw. ihnen ein bestimmtes Religionsverständnis nahebringen, sondern wollen sie vor allem zum Nachdenken und zum Gespräch darüber anregen, wie sie ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Religion und Glauben im Alltag denken und leben wollen, und sie für die Ansprache und Positionen des Islamismus/Salafismus sensibilisieren. Dies eröffnet auch die Möglichkeit für die Akteure, Grenzen zu eindeutig strafrechtlich relevantem Verhalten aufzuzeigen.

6.Einfühlungsvermögen:

Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Präventionsbeamte müssen sensibel im Umgang mit dem Thema Islam und Islamismus sein: Sie sollten um die Fallstricke wissen und auch nicht gleich islamistische Einstellungen vermuten, wenn ein paar Jugendliche ihre Religion betonen, mit Kopftuch aus den Ferien kommen oder Mitschüler abwerten. Vielmehr wissen sie, dass Jugendliche auf der Suche nach Identität sind und in diesem Zuge geneigt sind, Besonderheit zu markieren und gerne auch mal mit dieser provozieren. Nur so kann ein Schwarz-Weiß-Denken verhindert werden, welches das Gespräch und die Auseinandersetzung verhindern würde, obwohl die Jugendlichen es mit ihrem Verhalten ggf. sogar suchen.

7.Kommunikative Kompetenz und Erfahrung:

Präventionsbeamte sind aufgrund ihres Vorwissens in der Lage, mit Jugendlichen in ein offenes Gespräch zu kommen und halten es auch aus, wenn ihnen oder der Polizei allgemein evtl. mit Ablehnung und Vorbehalten gegenübergetreten wird. Und sie sind ggf. in der Lage, auch mit den Argumenten von Hardlinern (ideologisch geschulten Jugendlichen) umzugehen und die Gruppe vor deren Überwältigungsstrategien zu schützen.

8.Offene, persönliche Grundhaltung:

Präventionskräfte verfügen über ein pädagogisches Instrumentarium, das auch in diesem Themenfeld selbstverständlich anzuwenden ist. Dazu zählen etwa das Überwältigungsverbot, das Kontroversitätsgebot sowie die Orientierung an der Lebenswelt der Jugendlichen. Sie sollten nicht „mit der Tür ins Haus“

fallen, sondern Anerkennung (etwa über die Thematisierung spezifischer Themen wie Biografien und Herkunftsregionen von Eltern und Großeltern, Religionen oder Kulturen) signalisieren. Und sie sollten in der Lage sein, mit offenen Fragen das Gespräch unter Jugendlichen zu fördern und diese zum Perspektivwechsel anregen.

9.Geduld:

Bei alldem sollten Präventionsbeamte (wie alle Pädagogen) nicht die Möglichkeiten von Kurzzeitinterventionen überschätzen, sondern vielmehr darauf setzen, Gedanken und Auseinandersetzungen anzustoßen und auf den Prozess zu vertrauen. Von den Früchten ihrer Arbeit bekommen sie im Zweifel wenig mit.

10.Eigene Grenzen bewusst machen:

Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Präventionsbeamte reflektieren ihre eigenen Wahrnehmungen, Werte und Normen und wissen, dass diese ebenso wenig „objektiv“ sind, wie diejenigen der Jugendlichen. Dazu zählen nicht zuletzt vermeintliches Wissen und Haltungen zum Islam. Denn: „Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist, wir sehen sie so, wie wir selbst sind.“

Deutlich wird an diesen Punkten, dass es gut wäre, über pädagogisches Geschick zu verfügen – zumindest aber ein Gespür für die Lebenswelten und Bedürfnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitzubringen.

Quelle: Polizeiliche Kriminalprävention


Weitere Polizeiberichte aus Sinsheim
und der Umgebung in unserer Rubrik: Blaulicht

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