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Schwerbehindert und kein Job?

20. März 2014 | Das Neueste, Gesellschaft

Inklusive Teilhabe für behinderte Menschen im Rhein-Neckar-Kreis

Schwerbehindert und kein Job?

Diese Situation trifft im Rhein-Neckar-Kreis auf rund 650 Menschen zu, die vom Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis betreut werden. Um ihre Situation zu verbessern, haben Jobcenter und Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Kooperation mit dem Berufsbildungswerk Neckargemünd eine besondere Offensive initiiert. Das Projekt Teilhabe bietet Menschen mit einer Schwerbehinderung intensive Unterstützung an, um neue Chancen auf einen Arbeitsplatz zu entdecken.

Zum Erfolg bedarf es gemeinsamer konzentrierter Anstrengungen und eines langen Atems, denn neben ihren behinderungsbedingten Beeinträchtigungen müssen die Betroffenen auch noch den ‚Makel‘ der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit sowie Unsicherheiten und Vorbehalte gegenüber ihrer Schwerbehinderung verkraften. Eine Vielzahl von Anläufen zur Arbeitsaufnahme hat bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht, die vielen Absagen haben oft den Mut genommen und es fällt schwer die notwendige Motivation zu behalten, nicht aufzugeben sondern immer weiterzumachen. Ein Arbeitsplatz steht für berufliche, aber auch für soziale Teilhabe. Er gibt eine Tagesstruktur, Verantwortung, Selbständigkeit und Selbstbe­wusstsein. Diese Rahmenbedingungen und Kompetenzen fehlen vielen Betroffenen seit Jahren. Sie leben isoliert und oft misstrauisch gegenüber ihrer Umwelt. Ehemals berufliche

Kontakte sind schnell nach Verlust des Arbeitsplatzes verschwunden. Ein stabiler familiärer Hintergrund, der diesen Verlust kompensieren könnte, fehlt häufig.

Das Projekt soll Mut machen, Selbstvertrauen und Motivation stärken, aus der Isolation herausholen und auf eine Beschäftigung vorbereiten. Es geht um soziale und berufliche Teilhabe, um Kompetenzen, Berufs- und Lebensplanung, berufliche Unterstützung, Wohnen, Mobilität, Freizeit, lebenslanges Lernen, Gesundheit, Therapie, persönliche Unterstützer. Das Projekt wird vom Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis, Landratsamt und mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert.

Das Projekt Teilhabe betreut seit 2012 jährlich rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer zentralen Einrichtung des Berufsbildungswerks Neckargemünd, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbständig und barrierefrei erreichen können. Die Projektteilnahme startet immer mit einem Profiling sowie einer persönlichen Projektplanung, einschließlich einer Abstimmung über die individuelle Vorgehensweise.

Im Modul Kompetenzcheck und Zukunftsplanung lernen sich die Teilnehmerinnen und Teil­nehmer kennen. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit der individuellen Motivation sowie den persönlichen, fachlichen, sozialen Fähigkeiten und Interessen. Gemeinsam werden Visionen und Zielsetzungen erarbeitet. Die Umsetzung erfolgt durch Einzelberatungen und Teilnahme an Workshops.

Im Modul Vertiefte Berufsorientierung werden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Berufsvorstellungen entwickelt, bei denen die individuellen Fähigkeiten und Interessen berücksichtigt werden. Ebenso gehört die Durchführung externer Praktika in diesen Bereich.

Des Weiteren werden Workshops zu Themen wie Gesundheit, Gedächtnistraining, Kulturtechniken, Sozialkompetenz und Bewerbungen angeboten.

Im Modul Sozialraumgestaltung werden in persönlichen Gesprächen Fragestellungen zu den Bereichen Wohnen, Mobilität, Freizeit/Kultur, lebenslanges Lernen, Medizin/Therapie, persönliche und professionelle Unterstützer diskutiert und notwendige Veränderungsansätze initiiert.

Beispiel: Herr U. kam mit seiner Biographie als verunfallter Motorradfahrer und Schmerzpatient in das Projekt. Seit 2004 hat Herr U. nicht mehr in längeren Perioden gearbeitet. Er erwähnte immer wieder, dass er aufgrund seines Motorradunfalls und den damit zusammenhängenden Spätfolgen sehr auf seine Gesundheit achten und sich ausreichend Freiräume zur Regeneration schaffen müsse. Bis zu seinem schweren Motorradunfall im Jahr 2004 war Herr U. in verschiedenen Arbeitsbereichen, vor allem handwerklich, tätig. Zusätzlich verfügte er noch über eine ayurvedische Ausbildung und eine Ausbildung zum Alltags­begleiter. Nach seinem Unfall folgten mehrere Jahre in unterschiedlichen Reha-Maßnahmen. Herr U. war sehr interessiert an einer Projektteilnahme und trotz der langen Arbeitslosigkeit motiviert, wieder eine Arbeit zu finden. Herr U. erhielt mehrere Gesprächstermine für Einzelcoachings und wurde in die Workshops/Gruppenarbeit eingebunden. Die anfänglichen Hemmungen, sich in der Gruppe zu äußern und sich an Aktivitäten zu beteiligen sowie eine deutliche Konfliktproblematik konnten durch angeleitete Gesprächs- und Reflektionsrunden überwunden werden, so dass Herr U. nach einigen Wochen gut in die Gruppe integriert war. Herr U. lernte sich selbstbewusst darzustellen und Kritik konstruktiv anzunehmen. Die Kommunikation und der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wirkten sich sehr positiv auf die Mitwirkung und verbindliche Teilnahme an den Projektaktivitäten aus.

Die Bewerbungsunterlagen von Herrn U. wurden überarbeitet und aktualisiert, gemeinsam wurde nach möglichen Stellen für eine vertiefte betriebliche Erprobung gesucht. Viele Reflexionsgespräche über eine mögliche Ausweitung des Tätigkeitsbereiches wurden geführt. Fragen, die bei einem Vorstellungsgespräch auftauchen könnten, wurden thematisiert, gemeinsam nach Antworten gesucht und es wurden Vorstellungsgespräche trainiert. Herr U. erhielt Unterstützung bei Stellenrecherchen und konkreten Bewerbungen. Absagen wurden zusammen mit Herr U. immer wieder reflektiert, um das Bewerbungsverhalten und die Suche nach einem möglichen Arbeitgeber anzupassen.

In Einzelgesprächen wurde seine Motivation aufrechterhalten – die Hoffnung auf Arbeit nach so vielen Jahren der Arbeitslosigkeit durfte nicht verloren gehen, sondern die persönliche Zielsetzung einer Arbeitsaufnahme musste kontinuierlich weiter verfolgt werden. Begleitend wurden mit Herrn U. Lösungen im therapeutischen Kontext gesucht – Angebote einer Schmerztherapie sowie zur Entspannung, Beweglichkeit und Muskelaufbau mit der Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen.

Eine erste Chance zur praktischen Erprobung erhielt Herr U. in einem Altenheim in Ludwigshafen. Nach sechs Wochen wurde dieses Praktikum mit positiver Rückmeldung, aber ohne Verlängerungsmöglichkeit beendet. Eine weitere Chance bot ein Seniorenheim in der Erprobung einer Beschäftigung als Alltagsbegleiter. Die Erprobung verlief sehr positiv und wurde mehrmals verlängert. Häufige Gespräche mit dem Arbeitgeber, die Begleitung am Arbeitsplatz sowie die motivierte Arbeitsleistung von Herrn U. ermöglichten konkrete Übernahmeverhandlungen mit dem Ergebnis einer angebotenen Teilzeitstelle als Alltagshelfer, die Herr U. heute noch ausübt.

Ausschlaggebend für die erfolgreiche Vermittlung waren insbesondere die beharrliche und kontinuierliche Aufrechterhaltung der Motivation und die Zuversicht auf Erfolg, die Herr U. durch die Projektteilnahme erhalten hat. Auch die Langfristigkeit von 15 Monaten Projekt-begleitung hat sich ausgezahlt; Herr U. brauchte Zeit, um Veränderungsbereitschaft zu entwickeln und Perspektiven anzunehmen. Das gilt grundsätzlich für den betroffenen Personenkreis langzeitarbeitsloser Menschen mit zusätzlicher Belastung durch eine Schwer­behinderung.

Erfolgsfaktoren

  • Ausführliche und wertschätzende Gespräche
  • Genaue Analyse von Daten und Unterlagen
  • Gespräche und Workshops mit Präsenzpflicht
  • Intensive und regelmäßige Reflexionsgespräche
  • Individuelle Visionen und Ziele
  • Aufrechterhaltung der Motivation
  • Realistische Selbsteinschätzung
  • Gemeinsame Betriebsakquise
  • Marktgerechte Bewerbungsunterlagen
  • Bewerbertraining und Begleitung zu Vorstellungsgesprächen
  • Aktivierung verloren gegangener Interessen und Eigeninitiativen
  • Austausch mit Menschen in ähnlicher Lage – oftmals wieder soziale Kontakte, raus aus der Isolation
  • Tages- und Wochenstruktur durch Termine und Zielsetzungen
  • Enger und regelmäßiger Kontakt zu Arbeitgebern
  • Enger und regelmäßiger Austausch mit dem Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis.

Quelle: Rhein-Neckar-Kreis

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