Harnsteine und Gallensteine – Ein Volksleiden mit hohen Rezidivraten
Über 3,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden jährlich an Steinerkrankungen. Diese Zahl steigt kontinuierlich, und die Rezidivrate liegt bei fast 50 Prozent. Doch wann ist eine Behandlung erforderlich, welche modernen Therapieansätze existieren und warum ist eine frühzeitige Diagnose so wichtig? Diese Fragen wurden bei einem Vortrag in der Spielhalle der GRN-Klinik Sinsheim von Experten aus den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und Urologie beantwortet.
Gallensteine – Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten
Dr. Christian Dietrich, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie, erläuterte die Entstehung und Risikofaktoren von Gallensteinen. Neben genetischer Veranlagung, Alter und Geschlecht spielen auch Faktoren wie Diabetes, hormonelle Einflüsse und chronische Entzündungen eine Rolle. Aber auch Lebensstilfaktoren wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol, Rauchen und Übergewicht tragen zur Entstehung bei.
Zu den Symptomen, die auf Gallensteine hindeuten können, gehören starke Oberbauch- oder Schulterschmerzen, Koliken, Übelkeit, Fieber, dunkler Urin, heller Stuhlgang und Gelbsucht. Alarmierend ist, dass bis zu 10 Prozent der Gallengangsteine anfangs keine Symptome verursachen und erst im Zuge von Komplikationen bemerkt werden. Dr. Dietrich wies darauf hin, dass Gallenstein-Komplikationen wie eine eitrige Gallenwegsentzündung, Gelbsucht oder eine akute Gallenblasenentzündung Notfälle darstellen, die schnelles Handeln erfordern. Innovative Verfahren wie die Endoskopische Retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) ermöglichen es, Gallensteine ohne größere Operation zu entfernen oder zu zertrümmern.
Chirurgische Behandlung von Gallensteinen
Dr. Matthias Hassenpflug, Chefarzt der Allgemein-Chirurgie, erklärte, dass die chirurgische Entfernung der Gallenblase in den meisten Fällen minimalinvasiv durchgeführt wird. Dabei kommen kleine Schnitte durch die Bauchdecke zum Einsatz. In einer anschaulichen Darstellung wurden die Besucher mit den Operationsinstrumenten vertraut gemacht und konnten diese selbst ausprobieren. Ein Operationsvideo veranschaulichte den Ablauf der Gallenblasenentfernung.
Harnsteine – Symptome, Diagnostik und moderne Behandlungsmethoden
Dr. Jan Voegele, Chefarzt der Urologie, berichtete, dass Harnsteine aufgrund veränderter Lebensgewohnheiten zunehmend auch bei Erwachsenen und Kindern auftreten. Akute Symptome, wie einseitige, kolikartige Schmerzen, die in den Unterbauch, Rücken und die äußeren Genitalien ausstrahlen, entstehen vor allem, wenn Steine die Harnwege blockieren. Neben den Schmerzen können auch Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme auftreten.
Die moderne Diagnostik bei Harnsteinen setzt auf strahlungsarme bildgebende Verfahren wie das Stein-CT, das eine präzise Übersicht über die Größe und Lokalisation der Steine bietet. Die Behandlung von Harnsteinen hängt von deren Größe und Lage ab. In vielen Fällen ist eine konservative Therapie, bei der Medikamente und ausreichende Flüssigkeitszufuhr eingesetzt werden, ausreichend. Etwa 80 Prozent der Steine können so ausgeschieden werden. Bei größeren Steinen oder akuten Blockierungen kommen minimalinvasive Verfahren wie flexible Harnleiter-Nierenspiegelungen oder die perkutane Steinsanierung (PCNL) zum Einsatz. Besonders in schwierigen Fällen ist eine schnelle Druckentlastung durch Katheter oder Nierendrainage erforderlich.
Neue Technologien in der Harnsteintherapie
Die Einführung neuer endoskopischer Verfahren, wie flexible URS oder mini-PCNL, hat die Behandlung von Harnsteinen revolutioniert. Diese modernen Technologien verkürzen die Liegedauer der Patienten und tragen dazu bei, die Genesung schneller voranzutreiben.
Prävention von Harnsteinen
Die beste Methode zur Vermeidung von Harnsteinen bleibt die Prävention. Insbesondere bei Patienten mit einem hohen Risiko für Rezidive, etwa aufgrund genetischer Veranlagung oder zugrunde liegender Erkrankungen, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung. Dr. Voegele betonte, dass für alle anderen viel Flüssigkeit wichtig ist. Ein Urinausscheidungsvolumen von 2 bis 2,5 Litern pro Tag könne helfen, Harnsteinen vorzubeugen.
Weitere Informationen:
- Gastroenterologie GRN-Klinik Sinsheim
- Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie GRN-Klinik Sinsheim
- Urologie GRN-Klinik Eberbach
- Urologisches Steinzentrum Rhein-Neckar-Odenwald
Text und Foto: GRN