Die Landesregierung wird auch künftig Projekte unterstützen, die den Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung verbessern. Ab April 2025 werden im Rahmen des Förderprogramms „Projekte zur anonymen Krankenbehandlung“ landesweit acht Projekte für weitere zwei Jahre gefördert. Dafür stellt das Land rund 660.000 Euro bereit, wie Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha am Mittwoch in Stuttgart mitteilte.
Unterstützung durch niedrigschwellige Angebote
Ziel der Förderung ist es, niedrigschwellige medizinische Beratungs- und Behandlungsangebote zu gewährleisten. Ein wesentlicher Bestandteil ist das sogenannte Clearing, bei dem Betroffene beraten werden, um wieder in eine Krankenversicherung aufgenommen zu werden.
Herausforderungen trotz Versicherungspflicht
Obwohl in Deutschland eine allgemeine Krankenversicherungspflicht besteht, gibt es zahlreiche Menschen ohne ausreichenden Versicherungsschutz. Dazu gehören Personen mit hohen Beitragsschulden, ehemals Selbstständige, Wohnungslose, in der Prostitution tätige Menschen oder Personen ohne Aufenthaltsstatus. Auch Kinder sind von diesen Problemen betroffen. Ohne Versicherung nehmen viele aus Scham keine medizinische Hilfe in Anspruch, was zu einer Verschlimmerung oder Chronifizierung von Krankheiten führen kann.
Ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Initiativen
Auf lokaler Ebene bieten zivilgesellschaftliche Organisationen medizinische Hilfe und Beratung an. Diese Angebote werden meist ehrenamtlich oder durch Spenden finanziert und ermöglichen nur eine Notfall- bzw. Basisversorgung. Teure Behandlungen schwerer Erkrankungen können damit nicht gedeckt werden.
Bedeutung des Clearings
Das Clearing hilft, komplexe Fälle zu lösen und den Krankenversicherungsschutz wiederherzustellen. In den vergangenen Jahren haben die geförderten Organisationen wertvolle Expertise aufgebaut. Durch die regionale Verteilung der Projekte wird das Clearing flächendeckend angeboten. Erfolgreiches Clearing führt nicht nur zu medizinischer Versorgung, sondern verbessert auch langfristig die Lebensumstände der Betroffenen.
Zukunft der Projektförderung
Die Landesregierung sieht in der weiteren Projektförderung einen wichtigen Beitrag zur Wahrung der Menschenwürde. „Die Menschenwürde gebietet, dass alle Menschen in Notlagen medizinisch versorgt werden“, betonte Minister Lucha. Das Sozialministerium wertet derzeit die bisherigen Projekte aus, um den Bedarf und die Wirksamkeit der Maßnahmen besser einschätzen zu können.
Geförderte Projekte Förderaufruf 2025/2026 – „Projekte zur anonymen Krankenbehandlung“
Projektträger |
Projektname |
Fördersumme |
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Ulm e. V. |
Gesundheit für Alle – Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Ulm 2025 |
203.100,00 € |
Die Herberge – Hilfen für Menschen in Wohnungsnotlagen |
A.B.B.A. – Anonyme Ärztliche Beratung und Behandlung für Alle |
48.724,00 € |
Diakonisches Werk im Evangelischen |
Gesa – Gesundheitsversorgung für alle |
84.216,37 €- |
Malteser Hilfsdienst e. V. |
Clearingstelle |
85.950,00 € |
Malteser Hilfsdienst e. V. |
Clearingberatung bei der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung |
117.312,73 € |
Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks |
Gesundheitsberatung und medizinische Hilfen für Frauen in der Prostitution und Aussteigerinnen ohne Krankenversicherung |
29.500,00 € |
Diakonisches Werk Karlsruhe – Fachberatungsstelle Luise |
Beratung für Menschen in der Prostitution ohne Krankenversicherung |
71.158,67 € |
Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e.V. |
Gesundheitsvorsorge für Sexarbeiter*innen (und andere Frauen) ohne Krankenversicherung |
20.475,00 € |
|
Summe |
660.436,77 € |
Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg