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Sommarpsalm

12. Juni 2016 | Das Neueste

Von deutscher Romantik zu skandinavischer Moderne

Sa., 02.07.2016, 18 Uhr Evangelische Stadtkirche Sinsheim

Nun um mich her die Schatten steigen
stellst du dich ein, o süßes Schweigen,
du, aller tiefsten Sehnsucht wert.
Sehr hab ich unter Lärm und Last
des Tags nach dir, du scheuer Gast,
wie einem lieben Freund begehrt.
Max Reger, aus op. 39, Text: Gustav Falke

Bild CantusSolis(zg) Die starke Beziehung des Menschen zur Natur und seinen Volksmusiktraditionen ist das Originäre skandinavischer Musik. Ganz ohne Berührungsängste verschmelzen dabei europäische Kompositions-traditionen, wie sie in den Psalmenbearbeitungen über Jahrhunderte hinweg zu finden sind, mit dem sogenannten nordischen Volkston. Der Titel des bekannten schwedischen Liedes „Sommarpsalm“ von Waldemar Åhlén steht hiermit stellvertretend für diese Verschmelzung beider Strömungen und somit inhaltlich für das diesjährige Sommerkonzert des Kammerchores Cantus Solis, der mit ausgewählten A-capella-Stücken auf den Pfaden skandinavischer und deutscher Chormusik wandelt.
Was in der skandinavischen Chortradition zunächst wie eine kontrastierende Gegenüberstellung erscheint, zeigt auf den zweiten Blick gemeinsame Wurzeln und Traditionen mit der deutschen Romantik, denn sie nimmt ihren Ausgang – wie in Deutschland – in der national-liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Das Chorsingen war Ausdrucksmedium des bürgerlich-vereinsmäßigen Musik-lebens. Viele der romantischen Komponisten und großen Vorbilder für die Musik Skandinaviens wie Edvard Grieg, Jean Sibelius oder Otto Olsson hielten sich zu Kompositionsstudien in Deutschland auf oder hatten Lehrer, die in Deutschland ausgebildet waren. Zwar schufen diese Komponisten mit ihrer Rückbesinnung auf die nordische Volksmusiktradition und der Herausbildung der skandinavischen Chorlyrik eine ganz eigenständige musikalische Sprache, im Falle Griegs wandte sie sich sogar bewusst von der deutschen Romantik ab. Trotzdem kann man davon sprechen, dass die skandina-vische Chorliteratur ihren Ausgangspunkt in der deutschen Romantik nahm und tief in dieser verwurzelt ist.

Anzeige SwopperMit den beiden Motetten Schaffe in mir Gott und Warum ist das Licht gegeben von Johannes Brahms werden zwei seiner berühmtesten A-capella-Chorwerke aufgeführt. Sie sind geradezu eine Demonstration seiner fundierten Kenntnis der Barock- und Renaissancemusik. Sie geht auf intensive Studien während seiner Jugendjahre zurück, deren Ziel der Erwerb einer eigenen, vom Klavier unabhängigen Kompositionstechnik war. Vor allem in der „Warum“-Motette findet Brahms zu einer sehr persönlichen und äußerst dramatischen musikalischen Gestaltung. Wie auch schon im Requiem stellt Brahms Texte aus dem Alten und Neuen Testament selbständig zusammen und schafft damit im Verlauf des Werkes einen Wandlungsprozess von der Verzweiflung eines Hiob zu einer scheinbaren Haltung der Akzeptanz des Todes.
In seinem Jubiläumsjahr erklingen mit den Sechsstimmigen Chören op. 39 frühe Kompositionen Max Regers, die zu seinen Lebzeiten sehr wahrscheinlich nicht aufgeführt wurden. Sie entstanden 1899 in Weiden und sind nach seinen eigenen Worten „ruhig und beschaulich“, kontemplative Stimmungslyrik mit symbolischem Hintersinn. Er entzieht sich damit der eindeutigen Kategorisierung weltlich / geistlich ebenso, wie er sich als Katholik intensiv mit dem Schatz der evangelischen Choräle auseinandersetzte. Dem Vorwurf der „absichtlichen Komplizierung“ im Hinblick auf die vielen Modulationen und komplexen harmonischen Wendungen antwortet Reger, dass er sich verpflichtet fühle, dem „schönen Text ein schönes musikalisches Gewand zu verleihen.“
Der Finne Jaakko Mäntyjärvi begann zu einer Zeit Chormusik zu schreiben, in der vorwiegend avantgardistisch, atonal und sehr kompliziert komponiert wurde. Seine Kompositionen sind von
Anfang an tonal, melodiös, dynamisch und doch interessant. Bekannt wurde er zunächst durch seinen Pseudo-Yoik, in dem er den traditionellen Yoik der Ureinwohner Lapplands, der Samen, auf die Schippe nimmt. El Hambo (1997) ist in einer ganz ähnlichen Haltung geschrieben. Es handelt sich dabei um einen typischen schwedischen Volkstanz im 3/4-Takt, den Mäntyjärvi allerdings als 5/4-Takt notiert. Er möchte damit den übersprudelnden Enthusiasmus einiger rhythmisch nicht ganz stabiler Volksmusiker nachahmen. Seine Stimme des Kindes, ebenfalls aus dem Jahr 1997, erreichte durch eine Aufnahme des amerikanischen Vokalensembles Chanticleer große Bekanntheit. Das zugrundeliegende Gedicht Nikolaus Lenaus drückt die Sehnsucht nach dem Wiedererlangen der kindlichen Unschuld aus, die im harten Kontrast zu den lauten Lügen der äußeren Welt steht. Die Wahrheit des Kindes ist eine spirituelle, jenseitige, die des Paradieses mit seinen Engelschören. Die Harmonik des späten 19. Jahrhunderts und die impressionistischen Anklänge, die Mäntyjärvi bei der Vertonung des Textes verwendet, lassen die Bilder unmittelbar vor dem inneren Auge entstehen.
Der Norweger Knut Nystedt gilt als ein Altmeister der zeitgenössischen skandinavischen Chormusik schlechthin. Er schrieb über 300 Chorkompositionen von gottesdienstlicher Gebrauchsmusik bis hin zu großangelegten Werken für Chor und Orchester. Sein O Crux gehört zu seinen größeren A-capella-Werken aus den 1960er-Jahren. In ihm kontrastieren Abschnitte mit ausgefeilten Cluster-Techniken mit nahtlos anschließenden harmonischen Passagen.
Der Finne Einojuhani Rautavaara kann auf eine beeindruckende kompositorische Biographie zurückblicken. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Kompositionsstilen von
neoklassisch über seriell bis hin zu neoromantisch prägten seine musikalische Arbeit. Mehr als alle andere finnische Komponisten beansprucht er für sich, in der direkten kompositorischen Nachfolge Jean Sibelius zu stehen.
Der Titel von Jan Sandströms Missa „La Casa del Madre y el Nino“ ist der Name eines Waisenhauses im kolumbischen Bogota, aus dem der schwedische Komponist ein Waisenkind adoptiert hat. In den beiden Sätzen Kyrie und Gloria vermischt er Elemente aus verschiedenen Stilrichtungen wie dem romantischen Chorlied, der Vokalpolyphonie sowie dem gregorianischen Choral neu und lässt eine unmittelbare Sinnlichkeit entstehen, die den Zuhörer direkt anspricht.
Programm
Johannes Brahms (1833-1897) Schaffe in mir Gott, op. 29, 2
Warum ist das Licht gegeben, op. 74, 1
Max Reger (1873-1916) Drei sechsstimmige Chöre op. 39
1. Schweigen
2. Abendlied
Jaakko Mäntyjärvi (*1963) Die Stimme des Kindes
Knut Nystedt (1915-2014) O crux
Einojuhani Rautavaara (*1928) Credo
Jan Sandström (*1954) Missa „La Casa del Madre y el Nino“
Kyrie
Gloria
Jaakko Mäntyjärvi El Hambo
Eintritt 14,– €
Studenten, Schüler >16 Jahre, Inhaber Karlsruher Pass und Schwerbehinderte 5,– Euro
Kinder bis 16 Jahren frei
Vorverkauf unter [email protected] und www.reservix.de und bei Musikhaus Schlaile Karlsruhe
Konzertinformationen unter www.cantus-solis.de
Mitwirkende
Cantus Solis Karlsruhe
Geistliche Chorwerke aller Stilrichtungen und Epochen stehen im Zentrum der musikalischen Arbeit von Cantus Solis Karlsruhe. Der Name des Chores bezieht sich auf den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi.
Cantus Solis erarbeitet jährlich zwei anspruchsvolle Konzertprojekte, die in Karlsruhe und in der Region aufgeführt werden. Wichtig ist dem Kammerchor dabei die stete Verbesserung des
Chorklanges, zu der auch die Einzelstimmbildung der rund 40 Sängerinnen und Sänger beiträgt. Ein intensives Musizieren, das den musikalischen Eigenheiten und textlichen Inhalten der jeweiligen Chorwerke gerecht wird, ist oberstes Ziel. Daneben sind die Freude am gemeinsamen Singen und die positive Atmosphäre der Chorgemeinschaft wichtig.
Cantus Solis trägt seit 1995 ununterbrochen den Titel „Meisterchor im Badischen Sängerbund“. 2013 erhielt er im Landeschorwettbewerb Baden-Württemberg die Weiterleitung zum 9. Deutschen Chorwettbewerb nach Weimar, an dem er 2014 mit dem Prädikat „mit gutem Erfolg“ teilgenommen hatte. Cantus Solis ist Mitglied im Badischen Chorverband und im Sängerkreis Karlsruhe. Der Chor wirkt regelmäßig mit anderen Kammerchören und Kantoreien bei der „Nacht der Chöre“ in Karlsruhe mit. Konzertreisen führten das Vokalensemble bereits nach Paris, Umbrien, Rügen und in den Chiemgau.
Anja Daecke-Mumm
geboren in Bad Neustadt an der Saale, ist seit 2001 künstlerische Leiterin des Kammerchores Cantus Solis Karlsruhe. Ihre erste musikalische Ausbildung erhielt sie an den Instrumenten Orgel und Klavier.
Ab 1995 studierte sie an der Hochschule für Musik Karlsruhe Schulmusik mit Leistungsfach Dirigieren bei Prof. Frank Leenen und Prof. Martin Schmidt (Chorleitung) sowie bei Prof. Andreas Weiss (Orchesterleitung). Ihr Diplom-Klavierstudium bei Prof. Günther Reinhold schloss sie 2001 mit Auszeichnung ab. Seit Sommer 2006 ist Anja Daecke-Mumm Gymnasial-Lehrerin mit den Fächern Musik und Mathematik. Sie arbeitet und konzertiert als Dirigentin und Pianistin, ist als Klavierpädagogin tätig und war im Studienjahr 2011/2012 Lehrbeauftragte für Chorleitung an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Anja Daecke-Mumm war 2015 Stipendiatin des Deutschen Musikrates.
Rudolf Peter
ist Kirchenmusiker (B-Examen in Karlsruhe, A-Examen in Stuttgart) und Konzertorganist (Solistendiplom bei Prof. Dr. Martin Sander an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main). Er besuchte Meisterkurse bei namhaften Organisten-Persönlichkeiten aus Deutschland, Frankreich, Italien und Dänemark sowie bei den Dirigenten Eric Ericson, Bernard Tétu und Werner Stiefel. Er ist Kirchenmusiker an der Innenstadtpfarrei St. Augustinus in Landau (Orgel, Schola, Kinderkantorei, Kirchenchöre) und erteilt Unterricht in den Fächern Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation.
Zudem leitet er zwei Konzertchöre, mit denen er Oratorien und große Werke a cappella aufführt. 2012 legte er seine erste Aufnahme, eine Doppel-CD an der restaurierten Steinmeyer-Orgel (III/72) von 1924 in der Marienkirche in Landau vor, 2015 folgte die vielbeachtete Erstaufnahme der neuen Klais-Orgel in St. Dionys in Neckarsulm. Sein Orgelspiel zeichnet sich durch Virtuosität, differenzierte Artikulation und freie rhythmische Gestaltung aus.

Quelle: Frauke Schneider

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