Gesundheitsminister Lucha fordert Widerspruchslösung: „Jedes fehlende Organ kann ein Menschenleben kosten“
Am Samstag, 7. Juni, ist Tag der Organspende. Auch wenn die Zahl der Organspenden bundesweit leicht gestiegen ist, bleibt die Situation angespannt – insbesondere in Baden-Württemberg. Hier warten derzeit 908 Menschen dringend auf ein Spenderorgan. Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) erneuerte deshalb seinen Appell für eine rasche Einführung der sogenannten Widerspruchslösung.
„Es überrascht mich leider nicht, dass auch im vergangenen Jahr über die Hälfte der potenziellen Organspenden an fehlenden Zustimmungen gescheitert ist“, sagte Lucha mit Blick auf aktuelle Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Der Minister zeigt sich enttäuscht, dass in der letzten Legislaturperiode kein entsprechendes Gesetz beschlossen wurde – obwohl Baden-Württemberg gemeinsam mit anderen Bundesländern eine Initiative im Bundesrat gestartet hatte.
Widerspruchslösung statt Entscheidungslösung?
Derzeit gilt in Deutschland die Entscheidungslösung: Organe dürfen nur entnommen werden, wenn eine ausdrückliche Zustimmung vorliegt – schriftlich oder mündlich bekannt. Liegt keine Erklärung vor, lehnen Angehörige in drei von vier Fällen eine Spende ab. Dadurch gehen viele potenzielle Spenderorgane verloren.
„Die Widerspruchslösung könnte hier den entscheidenden Unterschied machen“, so Lucha. Künftig müssten nur noch Menschen, die keine Organe spenden möchten, aktiv widersprechen. Alle anderen würden automatisch als Spender gelten – freiwillig, aber vorausgesetzt.
Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit stehen 85 Prozent der Bevölkerung der Organspende grundsätzlich positiv gegenüber. „Diese Haltung muss sich auch in Taten und Dokumentationen widerspiegeln“, fordert Lucha.
Zahlen aus Baden-Württemberg: Leichter Aufwärtstrend
Im ersten Drittel des Jahres 2025 wurden in Baden-Württemberg bereits 62 Organspender gezählt – elf mehr als im gleichen Zeitraum 2024. Insgesamt konnten bislang 179 Organe transplantiert werden (2024: 171). Auch bundesweit zeigen die Zahlen nach oben: Die Zahl der Übertragungen stieg um mehr als zehn Prozent – von 1.231 auf 1.350. In Baden-Württemberg lag der Zuwachs sogar bei rund 16 Prozent (von 172 auf 200).
Trotz dieses leichten Trends bleibt der Bedarf hoch: Wegen kombinierter Transplantationen liegt der aktuelle Bedarf im Land bei 944 Organen für 908 gelistete Patient*innen.
Organspende dokumentieren – digital oder klassisch
Seit März 2024 können Spendeerklärungen auch im zentralen Organspende-Register digital hinterlegt werden. Kliniken sind verpflichtet, dort im Fall einer möglichen Spende nachzusehen – allerdings ist die Zahl der Einträge bisher gering.
„Ich bin da eher konservativ und trage meinen Organspendeausweis im Geldbeutel“, so Minister Lucha. Entscheidend sei, sich bewusst zu entscheiden – und mit Angehörigen offen über den eigenen Wunsch zu sprechen.
Mehr Informationen zum Tag der Organspende auf: www.tagderorganspende.de
Quelle: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Baden-Württemberg