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Nützlicher Eichelhäher

17. November 2020 | Allgemeines, Das Neueste, Photo Gallery

Einen neuen Wald begründen – Familienaktion im Wald

Bauhofmitarbeiter Thorsten Geier und Bastian Nelius, Försterin Melissa Rupp und Bürgermeister Gunter Jungmann auf einer nach Borkenkäferbefall geräumten Fläche.

(zg) Mit Hilfe des Eichelhähers möchte die Gemeinde Reichartshausen einen neuen Wald begründen. Die großzügige Eichelmast macht das in diesem Jahr möglich. Um die Erfolgschancen zu erhöhen, bittet das Forstamt um Bürgerbeteiligung. 

Am Montag stellte Bürgermeister Jungmann zusammen mit Bauhofmitarbeitern und der Försterin zwei „Hähertische“ im Gemeindewald Reichartshausen auf. Auch im Gemeindewald hat der Borkenkäfer in den letzten Jahren seine Spuren hinterlassen. Im sogenannten „Kaufwald“ entstand eine Kahlfläche von rund 0,3 Hektar Größe. Ein „Hähertisch“ soll bei der Wiederaufforstung helfen.

Die Eiche produziert nicht jedes Jahr Eicheln. Nur alle 5 bis 10 Jahre kommt es zu sogenannten „Mastjahren“, in denen so viele Eicheln produziert werden, wie dieses Jahr. „Für den Wald ist es am naturnächsten, wenn Nachkommen aus dem gleichen Wald für die Begründung neuer Bestände genutzt werden“, erklärt Försterin Melissa Rupp. So kann garantiert werden, dass die Nachkommen bereits an die örtlichen klimatischen und standörtlichen Gegebenheiten gewöhnt sind. Die letzten drei trockenen Sommer waren für den Wald eine Krise. Es sind deutschlandweit rund 160 Millionen Festmeter Schadholz angefallen, auf einer Fläche von rund 245 000 Hektar. Nun stehen die Förster vor der Aufgabe, die Kahlflächen neu zu bepflanzen. Pflanzen brauchen zwei bis drei Jahre bis sie von der Saatschule in den Wald gesetzt werden können. Da vor drei Jahren keine solch hohe Nachfrage an Eichen-Pflanzen abzusehen war, ist mit Pflanz- und Saatgut besonders sparsam umzugehen. In Deutschland ist es laut forstlichem Vermehrungsgutgesetz (FoVG) erlaubt, Samen aus dem eigenen Wald im eigenen Wald wieder auszubringen. Sie dürfen ansonsten nicht in Verkehr gebracht werden, dafür braucht es eine besondere Prüfung. Die Eiche ist ein Hoffnungsträger im Klimawandel und daher ein besonders gefragtes Saatgut. Mit Ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel kann sie sich in den zunehmend trockener werdenden Sommermonaten länger mit Wasser versorgen als andere Baumarten. Eichen haben die Fähigkeit sich ans Klima anzupassen und sich nach Blattverlusten durch Trockenheit wieder zu regenerieren.

So sieht ein gut gefällter „Hähertisch“ aus, ein wahres Festmahl für den Rabenvogel. Für Kinder wird das „Eichelhäherspiel“ am Hähertisch beschrieben.

Um die diesjährige Mast zu nutzen, wendet die Gemeinde Reichartshausen einen kleinen Trick an: der Eichelhäher soll die mühsame Saat übernehmen. Damit der Eichelhäher motiviert wird, an bestimmten Stellen Eicheln zu vergraben, werden sogenannte „Hähertische“ aufgestellt. Darauf bietet man dem Rabenvogel Eicheln, Maronen und Bucheckern an. Ein Eichelhäher vergräbt bis zu zehn Kilo Eicheln als Wintervorrat. Vergisst er das ein oder andere seiner 2000 Verstecke, entstehen daraus neue Bäumchen.

In der Corona Zeit sind leider auch viele waldpädagogische Aktionen des Forstamtes ausgefallen. Um interessierten Menschen, insbesondere Familien und Klimaschützern im Wald eine eigenständige Aufgabe zu geben, wurde in Reichartshausen ein Programm zur Neubegründung des Waldes entwickelt. Vom Parkplatz am Jugendzeltplatz in Reichartshausen ist die Route zum Hähertisch ausgeschildert. Ein jeder ist eingeladen, dem Wald zu helfen, unterwegs Eicheln zu sammeln und dem Häher an der Kahlfläche anzubieten. Die Strecke kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Es sollte ein Zeitbedarf von zwei Stunden eingeplant werden. Mitzubringen sind Handschuhe gegen kalte Finger und ein Behältnis, um die Eicheln zu transportieren.

Auch in Wiesenbach am Parkplatz Todtenkopf und am Steinernen Tisch in Lobbach ist der Weg zu Hähertischen ausgeschildet.

Hinweise vom Kreisforstamt für Privatwaldbesitzende:

Das kostenlose Angebot der Eicheln sollte im eigenen Wald genutzt werden. Ein solches Mastjahr bietet Waldbesitzern, die selbst gerne arbeiten, eine kostengünstige Alternative zur Pflanzung. Die Eicheln dürfen nur im eigenen Wald gesammelt und anschließend im eigenen Wald wieder ausgebracht werden. Das Sammeln sollte in den nächsten 6-8 Wochen stattfinden. Um kaputte Eicheln auszusortieren, empfiehlt es sich die Eicheln ins Wasserbad zu legen. Oben schwimmende Eicheln können entsorgt werden, da sie nicht keimfähig sind.

Es empfiehlt sich die Ausbringung noch im Herbst durchzuführen. Sollte dies aus Zeitgründen nicht möglich sein, kann eine Einlagerung im Keller bei 4-8 °C stattfinden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Eicheln nicht schimmeln. Diese können dann auch noch im Frühjahr ausgebracht werden. Eine händische Aussaat oder eine Aussaat mit Pflanzhaue oder Spaten ist ohne großen Kostenpunkt möglich und auch für junge Familienmitglieder eine Erfahrung wert.

(Fotos Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis)

Quelle: Silke Hartmann

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